Es stinkt!

Letzten Donnerstag, es war der 15.01.2014, gab es auf ORF2 wieder die Sendung „Am Schauplatz“. Und dieses Mal war der ORF in der Süd- und Südoststeiermark unterwegs, denn es stinkt! Warum? Schweinställe, Hühnerställe, Jauche – der Fleischkonsum boomt doch teuer sein darf es auf keinen Fall sein und riechen wollen wir die Tiere anscheinend auch nicht!

Wir alle wissen es und sehen es: Fleisch boomt. Eine Aktion jagt die andere und jedes dieser Angebote ist unschlagbar günstig. Doch zu welchem Preis Fleisch so günstig verkauft werden kann ist den meisten egal – jedenfalls, wenn der Schweinsbraten zu Hause am Tisch steht oder man die köstliche Brettljause im Buschenschank serviert bekommt. Wo das Fleisch herkommt, ist den meisten in diesem Fall wirklich egal.

Der ORF Schauplatz war dort, wo das Fleisch herkommt, auf den Bauernhöfen in der Region Süd- und Südoststeiermark, denn genau hier befinden sich die großen Mastbetriebe. Hier leben oft Hunderte Schweine zusammengepfercht auf wenigen Quadratmetern, werden gemästet um schlussendlich auf unser aller Teller zu landen.

Saustall

Einer der größten Mastbetriebe in der Region Süd- und Südoststeiermark.

Laut AMA werden in ganz Österreich jährlich rund 5,2 Millionen Schweine „produziert“ und das in nur 50.000 Betrieben. Diese Betriebe verteilen sich auf drei Bundesländer: Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark. Wer sich jetzt fragt, warum gerade diese drei Bundesländer, dem kann ich die AMA-Gütesiegel-Homepage empfehlen, kurzum erklärt liegt es an den klimatischen Bedingungen. Genau in diesen Bundesländern wächst Mais am besten und dieses Getreide ist die Futtergrundlage für Mastschweine.

So jetzt zurück zu den Mastbetrieben in der Region: Ja, sie sind groß. Ja, dort werden wirklich viele Tiere gemästet. Und nein, nicht die Bauern alleine sind schuld an solch großen Mastbetrieben, denn auch sie machen nur ihren Job und beugen sich dem Markt. Und jetzt sollten wir alle mal scharf nachdenken: Wer bestimmt den Markt? Wir, wir als Konsumenten.

Eigentlich sind wir selbst schuld, dass es riesige Mastbetriebe gibt und dort jährlich über 5 Millionen Schweine gezüchtet werden. Wir alle kaufen Fleisch und beschweren uns, sobald der Preis steigt. Denn wer denkt schon darüber nach, dass es abnormal ist, wenn ein Kilogramm Fleisch weniger kostet als ein Kilogramm Orangen oder Äpfel – immerhin war Fleisch mal ein Lebewesen. Ich spreche jetzt nicht aus der Sicht eines Vegetariers, ich esse auch gerne Fleisch, doch wenn man ein Schnitzerl anschaut denkt keiner mehr daran, dass das mal ein ganzes Schwein war.

Tja, so ein Schnitzerl oder ein Kotelett war nun mal ein Tier. Ein Tier das gefressen hat, gelebt hat und natürlich auch Abgase und Abfälle produziert hat. Und genau diese Abgase und Abfälle spalten eine ganze Region, denn sie stinken. Vor allem die Bewohner sehr kleiner Dörfer regen sich fürchterlich über den Gestank der Schweinemastbetriebe auf.

Aber jetzt ganz ehrlich: Wer hat noch nie ein Stück Fleisch zu einer unschlagbaren Aktion gekauft? Ich glaube kaum einer kann mit reinem Gewissen sagen, dass er/sie Angebote noch nie ausgenutzt hat – auch nicht die Leute, die in einem Dorf leben, in dem so ein riesiger Schweinemastbetrieb steht. Denn sobald das Schnitzerl am Teller ist stinkt es ja nicht mehr. 😉

Buschenschankjause_Luttenberger

Bei der Buschenschankjause überlegt keiner mehr, woher das Fleisch kommt.

Wie man im ORF Schauplatz auch sehen konnte, gibt es eine neue Initiative, die den Neubau von großen Schweinemastbetrieben verhindern möchte und auch die Situation für die Tiere in Mastbetrieben verbessern möchte. Erster Gedanke: Wirklich gute Sache! Doch bei genauerem Hinsehen, wer diese Initiative unterstützt, musste ich lachen. Warum? Die, die ich in der Sendung sah und zu Wort kamen, kannte ich vom wöchentlichen Einkauf, bei dem man schon mal einen Blick in den anderen Einkaufswagen wirft. Und was war im Einkaufswagen? Aktionsfleisch aus den Mastbetrieben aus der eigene Region oder gar dem eigenen Dorf.

Mit der Tatsache, dass Leute das Mastfleisch kaufen kann ich gut leben. Doch mit der Tatsache, dass sie in einer Initiative sind, die gegen Mastbetriebe sind, aber trotzdem das Fleisch aus diesen Betrieben kaufen ist für mich nicht akzeptabel. Und wenn genau ihr zu diesen Menschen gehört: Schämt euch! Ihr macht euch öffentlich stark für eine Sache, hinter der ihr gar nicht steht. Denn wenn auch ihr nicht bereit seid, das Drei- bis Vierfache für Bio-Fleisch auszugeben, dann wird es kaum ein anderer sein, der diese Initiative nicht unterstützt!

Ein Gedanke zu “Es stinkt!

  1. Wie sehr sind unsere Herzen durch Gier verschlossen worden. Die Konsumgier lässt unser Liebesfähigkeit dahinschmelzen. Mich machte es betroffen wie wir mit den geschenkten Ressourcen von Mutter Erde umgehen.

    Das Konsumgier-Erbe, dass aus der Not der letzten Kriege entstand, ließ uns in den Wohlstandsüberfluss als Kompensation hineinschlittern.

    Das viele Reden hilft bedingt – wie die Vergangenheit zeigte – was tut jeder Einzelne um seine Gier nach Mehr (wie ein unkontrollierbares Krebsgeschwür -> wir feiern 4.2. den Weltkrebstag) zu zügeln? Sind wir bereit das gierige, knausrige, kleinliche Konsumverhalten zu opfern?

    Wir beschäftigen uns intensiv mit der Lösung solcher Abhängigkeiten und reduzieren den Lebenstil aufs Wesentliche um dadurch auch den Genuss im Leben ohne Reue zu erleben.

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